Eine Geschichte Vietnams wahrhaft neu und aufregend künstlerisch erzählt.
Im Oktober 2019 hatte ich das Glück mir das Theaterstück SAIGON der französisch-vietnamesischen Regisseurin Caroline Guiela Nguyen ansehen zu dürfen, das insgesamt zwei Mal im Thalia Theater in Hamburg aufgeführt wurde.
“Ein vietnamesisch geführtes Restaurant steht im Zentrum sich überschneidender Zeiten und Orte. Es liegt gleichermaßen in Saigon [...] und in Paris. Es ist zugleich 1956, als die französischen Besatzer nach der Kapitulation im Indochina-Krieg das Land verlassen müssen, und 1996, als nach der Aufhebung des amerikanischen Embargos viele geflohene Exil-Vietnamesen, >>viet-kieu<< genannt, erstmals wieder in ihr Heimatland zurückkehren dürfen.”
Zur Regisseurin
Caroline Guiela Nguyen wurde 1981 in Frankreich geboren und ist eine renommierte Regisseurin, Produzentin und in der französischen Theaterszene. Sie inszeniert am Odéon-Théâtre de l'Europe und ist Mitglied des Künstlerkollektivs La Comédie de Valence. Einen Namen machte sie sich mit der Inszenierung des Stücks Le Chagrin (Julie et Vincent) (2016).
Meine Gefühle und mehr
Nun ist es bereits über ein Jahr her, dass ich es gesehen habe. Leider kann ich mich nicht mehr an viele Einzelheiten erinnern. Ich möchte euch trotzdem einen kleinen Einblick in dieses Theaterstück geben.
SAIGON wurde interessant inszeniert. Das Stück beinhaltet Dialoge, Monologe und Gesangseinlagen sowohl auf Französisch als auch auf Vietnamesisch. Auf zwei riesigen Leinwänden, links und rechts von der Bühne, wurden zeitgleich die deutschen Untertitel zu lediglich dem englischsprachigen Part projiziert. Ich vermute, dass die Projektion von Untertitel beim ursprünglichen Stück nicht stattfindet. Die Untertitel hatten jedoch einen interessanten Effekt. Durch die Projektion der Untertitel bekam ich den Eindruck, dass das Schicksal der Protagonist bereits feststünde. Sie besitzen keine Souveränität und sind Objekte, die den Rahmenbedingungen unterliegen. Das Bühnenbild war äußerst detailliert. Das gesamte Bühnenbild wurde alleine durch den Einsatz von Licht und Farben kontrolliert und verändert. Das dynamische Spiel mit der Lichtatmosphäre hat einen viel größeren Einfluss auf das Verständnis des Stückes als beispielsweise das Verrücken von Requisiten.
Die Besetzung war recht divers und bestand zu ca. drei Vierteln aus (ethnischen) Vietnamesen.
Woran ich mich jedoch am meisten erinnern kann, sind die Gefühle, die ich hatte, als ich dieses Stück sah. Das gesamte Stück war in Melancholie getränkt. Selbst hinter scheinbar heiteren Szenen (z.B. Partyszenen) lauerte ein Gefühl des Kummers, der Trauer und Einsamkeit, das meistens durch die darauffolgende Szene bestätigt worden ist. Das Gefühl geht mit der Thematik einher, das eben von "vergessener Herkunft, verdrängtem Schmerz über das Exil oder erinnertem Trauma bis hin zum Verdrängen der eigenen Sprache und Kultur durch die Integration in die französischen Gesellschaft" erzählt.
Nach der Aufführung war es den Zuschauern möglich an einem Panel mit den Schauspielern und der Regisseurin selbst teilzunehmen, die per Videokonferenz eingeschaltet war. Interessant waren die Antworten der etwas älteren französisch-vietnamesischen Mitgliedern der Besetzung, welche über ihre Erfahrung in der Theaterszene und ihren eigenen Erlebnissen hinsichtlich der Themen, die in SAIGON dargelegt wurden, sprachen.
Meine Freunde und ich waren wirklich unglaublich begeistert von diesem Stück und ich kann euch nur empfehlen, falls es irgendwann mal wieder aufgeführt werden sollte, es euch anzusehen. Und bitte gebt mir Bescheid, denn ich werde hundertprozentig mitkommen.
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